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Schlacht am Welfesholz – Orte der Erinnerung im Mansfelder Land

Schlacht am Welfesholz – Orte der Erinnerung im Mansfelder Land TB und KB

900 Jahre Schlacht am Welfesholz – eine simple Fehde zwischen adligen „Raufbolden“ des Mittelalters oder Schicksalstag der deutschen Geschichte?

Bilder zur Veranstaltung finden Sie hier

Bereits im Februar dieses Jahres erfolgte am Ort des Geschehens, in Welfesholz, eine kleinere Feierstunde mit anschließender Einweihung des neuen Gedenksteins an diese Schlacht. Jetzt am eigentlich original historischem Ort gelegen, was aber der Bedeutung des sogenannten „löchrigen Stein“ bei Gerbstedt keinerlei Andenken nehmen will. Im Gegenteil – beide sollen nun zusammen an dieses für die deutsche Geschichte wichtige Ereignis erinnern und auch mahnen!

 

Tag 1

In sommerlicher Hitze wurde am 04.07.2015 zum Auftakt eines zweitägigen Symposiums zum Gedenken an dieses Ereignis vor 900 ins Rathaus der Lutherstadt Eisleben geladen.

Ausrichter der Veranstaltung war der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V. mit Sitz in Halle/Saale.

Die erste Begrüßung erfolgte standesgemäß durch Frau Oberbürgermeisterin Jutta Fischer, die sich freute, dennoch so recht zahlreich erschienene Gäste willkommen heißen zu dürfen, zeiget doch das Thermometer bereits am Vormittag schon über dreißig Grad Celsius an.

Frau Dr. Stolze, vomLandkreis Mansfeld-Südharz übermittelte herzlichste Grußworte im Auftrag der Landrätin, Frau Dr. Angelika Klein.

Zum Schluss des Auftaktes, erläuterte Frau Dr. Annette Schneider-Reinhardt das geänderte und leicht gekürzte Tagesprogramm, welches in keinster Weise an spannendem Inhalt verlor.

Viel Feind viel Ehr?

So das Thema des ersten Vortragsblock von Prof. Dr. Stephan Freund, von der Otto von Guericke Universität Magdeburg. Ein Zitat welches eigentlich aus dem 16. Jahrhundert von Jörg von Frundsberg stammte, wegen der ähnlichen Konstellationen auf die Schlacht am Welfesholz übertragen.

In seinem Vortrag warf er einen genaueren Blick auf die historischen Zusammenhänge und die Machtverhältnisse im Reich Heinrich V. Hierbei wurde von Anfang an deutlich, dass die Auseinandersetzung im Februar 1115 im Welfesholz durchaus von bedeutender weitreichender politischer Tragweite war, welche seinen langen Arm bis in unsere Gegenwart reicht. Leider ist dieses Bewusstsein im historischen Kontext der breiten Öffentlichkeit etwas verloren gegangen und sollte gerade von Seiten der Landesregierung Sachsen-Anhalts als Impuls deutscher Geschichte aufgegriffen werden.

 

Die Mansfelder Sprachlandschaft gestern und heute

Damit beleuchtete Frau Dr. Saskia Luther (ein Name der bei einem solchen Symposium schon sehr viel verspricht), die Sprachentwicklung, ihre Ursprünge und Einflüsse in der Region des Mansfelder Landes.

Wie hat man zur Zeit der Schlacht am Welfesholz gesprochen und konnten sich die Kontrahenten überhaupt verstehen?

Ein hochinteressanter Vortrag, der den Teilnehmern deutlich machte, wieviel Sprachgut sich bis in die Gegenwart erhalten hat und welche Verschiebungen, Verschmelzungen im Laufe der Zeit sich vollzogen haben, bis zur modernen „Standardsprache“ dem heutigen Hochdeutsch.

Sehr anspruchsvoll aber auch spannend und humorvoll zugleich ist es, seine eigene Mundart im Schriftbild zu finden und diese vor anderen wiederzugeben.

 

Mittelalter Pur?

So die Frage von Herrn Jörg Peukert, Verwalter auf den Schlössern Neuenburg und Goseck.

Man kennt gewiss die Mittelaltermärkte, Turniere und Festivitäten die alle wieder aktueller denn je sind. Doch die Frage darin lautet, welchen Wert haben sie für das Geschichtsbewusstsein und was können wir aus der damaligen Zeit in die moderne Gesellschaft, mitnehmen?

Sicherlich ist einiges vom Kommerz geprägt, aber Herr Peukert betrachtete auch diese Veranstaltungen als positive Schnittstelle und was bietet sich da besser an, als die Neuenburg zu einem lebendigen Spektakel werden zu lassen?

Doch zunächst legte er die Baugeschichte in eindrucksvollen Bildern dar und ging somit über, wie die Herrschaften auf ihren Burgen in der Zeit der Schlacht am Welfesholz gelebt haben mögen.

Es war aus moderner Sicht gewiss alles andere, als eine „Luxussuite“ so eine Kemenate auf einer Burg. Der Vortrag von Herrn Peukert war sehr fesselnd und Detailreich und würde in den Ausführungen den Rahmen unseres Artikels sprengen.

Doch ein Besuch auf der Neuenburg, vor allem wenn dort das Mittelalter in spielerischer Form, mit all seinen Rittern, Gauklern und Handwerkern, lebendig wird, lohnt sich immer!

 

Weibsbilder – Perspektive auf Stadtgeschichte

Im Ausgewogenen Rahmen der Vortragsreihe schloss eine Dame, Frau Dr. Elke Stolze von der Martin Luther Universität Halle, den ersten Vortragstag ab.

Doch der Begriff „Weibsbilder“ sei an dieser Stelle mit Sicherheit eher mit Nichten erwähnt, denn das vorrangige Thema ihrer Ausführungen, waren die bedeutenden, weiblichen Heiligen der Mansfelder Region, die man weltweit auf Altären wieder finden kann.

So war es nicht nur die Mechthild von Magdeburg, deren Verehrung im Kloster Helfta besonders gefeiert wird, sondern auch der Jutta von Sangerhausen.

Während Mechthild als Mystikerin noch heute bekannt ist, wird ihre Mitgefährtin vor allem in Polen hoch verehrt. Man ihr zu Ehren dort sogar eine Wallfahrtskapelle gestiftet.

Aufgrund der hohen Temperaturen, hatte man mit vielerlei Rücksicht auf Gäste und Darsteller auf den eigentlichen Stadtexkurs in der Lutherstadt Eisleben verzichtet. Aber es ist nur aufgeschoben und nicht aufgehoben.

Tag 2

Zu einer Exkursion an den Ort des Geschehens, nach Welfesholz, wurde am Sonntag den 05.07.2015 eingeladen.

Im Dorfgemeinschaftssaal wurden die Teilnehmer des Symposiums durch ganz besondere, kulturelle Darbietungen überrascht.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Herrn Baron Edgar von Stromberg, Wegbereiter und Begründer der Initiative „Schlacht am Welfesholz e.V.“, sowie dem Bürgermeister der Stadt Gerbstedt, Herrn Siegfried Schwarz, folgte der erste Auftritt.

Herr Peter Mansfeld, hier begegnet uns bei einer solch umfassend informativen Veranstaltung wieder ein wohlberühmter Name, bot im A Capella ein besonderes Programm der mittelalterlichen Künste. Mit originalgetreuen Musikinstrumenten und im Wortlaut der von Frau Dr. Luther am Vortag ausgeführten mittelalterlichen Sprachwelt, wurden die Gäste mit zeitgenössischem Minnesang unterhalten.

Das perfekte Spiel auf, Leier, Laute und andern Instrumenten hinterließen einen großen Eindruck.

In einem Theaterstück wurde stilistisch der Kampf zwischen dem Grafen Hoyer von Mansfeld und Wiprecht von Groitzsch dargeboten. Die jungen Schauspieler waren Gymnasiasten einer Theatergruppe des Humboldt-Gymnasiums aus Hettstedt, die sich sehr gut auf ihre Rollen vorbereitet hatten und mit Leidenschaft spielten.

Ein Applaus und ein kleines Präsent des Landesheimatbundes waren den vier Jungdarstellern sicher und auf jeden Fall verdient.

Unter dem Thema Regionale Erinnerungsorte an die Schlacht am Welfesholz 1115 schloss Dr. Hartmut Lauenroth, Historiker aus der Lutherstadt Eisleben und zweifelsohne eines der führenden Persönlichkeiten in der Forschungsarbeit rund um die Schlacht, den Vortragsvormittag und das zweitägige Symposium ab.

Sehr tiefgreifend und spannend wie immer präsentierte Dr. Lauenroth seine neuesten Erkenntnisse und Arbeit. Passend dazu gab’s im Gemeindesaal eine kleine Ausstellung.

Die eigentlichen Exponate und das kleine Museum kann im ehemaligen Taubenturm unmittelbar in der Nähe des Dorfgemeinschaftshauses besichtigt werden. Liebevoll aufgebaut und renoviert, hält man sich gern zu jeder Jahreszeit darin auf und bestaunt die teilweise originalgetreuen Exponate.

Ein Shutteldienst im klimatisierten Bus zum Hoyerstein und dem neuen Gedenkstein wurde von den Teilnehmern dankbar angenommen. Ebenso wie der wundervolle Mittelaltermarkt auf dem Gutshof zu Welfesholz. Hier konnte man sich auch zum Mittagstisch niederlassen.

Doch den besonderen Höhepunkt an dem Tag waren ohnegleichen die „Schwertbrüder der Grafen von Mansfeld“!

Eine wundervolle Darbietung von waschechten „Mansfelder Rittern“, die sich auch so auszudrücken pflegten. Im Jargon von Elsterglanz gleich, wurde das Publikum von Anfang an mit in das Programm einbezogen. So präsentierte der „Graf von Arnstein“ die Sage von der Entstehung der Schweinsburg zu Bornstedt und hatte auch sogleich eine holde Maid aus dem Publikum auserkoren, welche in lustiger Illustration die Geschichte auf Bildern präsentierte.

Doch es konnte gewiss nicht friedlich verlaufen, hatte doch der Graf von Arnstein noch Trinkschulden aus den Kreuzzügen beim Ritter von Geusau zu begleichen, die er nicht zahlen konnte, oder wollte.

So kam es denn zum Kampf!

Kein leichtes Unterfangen bei über 30 Grad Celsius in der schweren Rüstung. Doch der Bierausschank war nicht weit und ein kühler Tropfen des edlen Gerstensaftes, ließ die wilden Krieger wieder ihre Schwerter senken.

Nur ihr Knappe musste nach einem frohen Trinkspruch den Kampfplatz noch aufräumen.

Es kann nur empfohlen werden, sich alle Orte einmal selbst anzusehen. Der örtliche Heimat und Förderverein „Schlacht am Welfesholz e.V.“ ist für jeden interessierten Besucher offen und freut sich auf Ihren Besuch.

Ebenso ist die Gedenkschrift – 900 Jahre Schlacht am Welfesholz sehr zu empfehlen, die von renommierten Historikern und Fachleuten in liebenswerter Detailgenauigkeit erarbeitet und dank unzähliger Spender aus der Region herausgegeben wurde. Vielen Dank an die Wegbereiter der „Initiative der Schlacht am Welfesholz e.V.“ Herrn Baron Edgar von Stromberg und Herrn Dr. Hartmut Lauenroth.

Eine Rezension folgt umgehend.

Letzte Änderung am Donnerstag, 23 Juli 2015 12:37

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