Radikale Pietisten und mystische Spiritualisten beleuchtet die kleine Kabinettausstellung in der Historischen Bibliothek, die am 14. November 2013 eröffnet wird. Mitarbeiter des IZP (Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung) laden zu einer unterhaltsamen Lesung ein, die den Pietismus als Lifestyle-Phänomen vorstellt. Anschließend bietet das Studienzentrum August Hermann Francke geführte Rundgänge durch die Kabinettausstellung an.

Politische, soziale und religiöse Konflikte gepaart mit bedrohlichen Naturereignissen ließen die Menschen des 17. Jahrhunderts an das  nahende Weltende glauben. Nonkonformistische Bewegungen, aber gerade auch die lutherischen Pietisten um Philipp Jakob Spener (1635-1705) versuchten in der „Hoffnung besserer Zeiten“ eine Zukunftsvision zu wagen. Die pietistische Bewegung erfuhr Zuspruch und ein ausgeprägtes Zusammengehörigkeitsbewusstsein. Vor diesem Hintergrund fühlte sich August Hermann Francke (1663-1727), der selbst radikal perfektionistische Lehren vertrat, zunächst zur enthusiastischen Richtung des Pietismus hingezogen. Unter dem Einfluss Speners distanzierte er sich zunehmend von den radikalpietistischen Strömungen, die die sich bereits abzeichnende Anerkennung des Halleschen Pietismus als innerkirchliche Bewegung stark gefährdeten. Die Kontrolle über radikale Pietisten wurde nun auch in Halle verschärft, was seine Wirkung nach außen nicht verfehlte. Die Kabinettausstellung stellt neben dem Pietismus weitere nonkonformistische Strömungen vor, setzt sie in die Beziehung zu August Hermann Francke und befragt die Kontakte Franckes zu den führenden Repräsentanten.

Quelle: Franckesche Stiftungen zu Halle